Radikale Reform des britischen Gesundheitssystems: Kliniken müssen sich Leistungsranking stellen
In einer wegweisenden Entscheidung hat der britische Gesundheitsminister Wes Streeting eine umfassende Reform des staatlichen Gesundheitsdienstes NHS angekündigt. Künftig müssten sich Krankenhäuser einem strengen Leistungsranking unterziehen, wobei leistungsschwachen Einrichtungen drastische Konsequenzen drohen würden.
Dramatische Situation im britischen Gesundheitssystem
Der seit 1948 bestehende National Health Service befinde sich in einer beispiellosen Krise. Die Wartezeiten in Notaufnahmen hätten dramatische Ausmaße angenommen, und Patienten müssten teilweise monatelang auf wichtige Behandlungstermine warten. Als Hauptgründe für diese Entwicklung könnten die alternde Bevölkerung sowie die zunehmende Anzahl von Menschen mit Übergewicht genannt werden.
Strikte Maßnahmen gegen Missstände
Der neue Reformkurs sehe vor, dass leistungsschwache Krankenhäuser öffentlich in Ranglisten aufgeführt würden. Bei anhaltend schlechter Performance müssten Klinikdirektoren mit ihrer Entlassung rechnen. Zudem würden Gehaltsstopps verhängt, wenn keine Verbesserungen erkennbar seien.
"Wir werden kein Auge mehr zudrücken beim Versagen"
Alarmierende Statistiken
- 24,8 Prozent der Notfallpatienten warten länger als die angestrebten vier Stunden
- Die durchschnittliche Wartezeit für nicht dringende Behandlungen liegt bei 14,6 Wochen
- 283.000 Menschen warten bereits seit über einem Jahr auf ihre Behandlung
Produktivitätskrise im NHS
Besonders besorgniserregend sei die Entwicklung der Produktivität: Während das Personal in den vergangenen fünf Jahren um 20 Prozent aufgestockt worden sei, habe sich die Zahl der behandelten Patienten lediglich um drei Prozent erhöht. Diese erschreckende Diskrepanz zeige deutlich den dringenden Handlungsbedarf.
Neue Anreize für Spitzenleistungen
Die Reform setze jedoch nicht nur auf Sanktionen. Krankenhäuser, die hervorragende Leistungen erbrächten, könnten künftig mit zusätzlichen finanziellen Spielräumen rechnen. Dies stelle eine bedeutende Änderung dar, da bisher erwirtschaftete Überschüsse an die zentrale NHS-Organisation abgeführt werden müssten.
Kritische Stimmen zur Reform
Nicht alle Experten sähen die geplanten Maßnahmen positiv. Matthew Taylor, Chef der NHS Confederation, habe bereits Bedenken geäußert. Ranglisten alleine würden nicht automatisch zu Verbesserungen führen. Zudem sei fraglich, wie Versagen definiert werden solle, da viele Faktoren außerhalb der Kontrolle der Krankenhausleitungen lägen.
Diese Reform könnte als deutliches Signal verstanden werden, dass die Labour-Regierung gewillt sei, die seit Jahren bestehenden Missstände im Gesundheitssystem anzugehen. Ob die geplanten Maßnahmen jedoch ausreichen würden, um die strukturellen Probleme des NHS zu lösen, bleibe abzuwarten.
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