Klimagipfel in der Sackgasse: Entwicklungsländer fordern Billionen, reiche Staaten mauern
Die Weltklimakonferenz in Baku steuert auf eine dramatische Schlussphase zu. Während die Entwicklungsländer massive finanzielle Unterstützung für den Klimaschutz fordern, zeigen sich die Industrienationen angesichts leerer Staatskassen zurückhaltend. Ein neuer Beschlussentwurf offenbart die tiefe Kluft zwischen den Verhandlungspartnern.
Astronomische Forderungen treffen auf begrenzte Möglichkeiten
Die Gruppe der Entwicklungs- und Schwellenländer fordert nicht weniger als 1,3 Billionen Dollar bis zum Jahr 2035 - und das ausschließlich in Form staatlicher Zuschüsse. Diese enorme Summe solle als Ausgleich für die historische Klimaschuld der Industrienationen dienen, die durch jahrzehntelangen CO2-Ausstoß zu ihrem Wohlstand gekommen seien.
Die Industriestaaten hingegen sehen sich außerstande, derartige Summen aus Steuermitteln bereitzustellen. Sie plädieren für eine breitere Definition der Finanzhilfen, die auch private Investitionen und Kredite einschließen würde.
Verhandlungen drohen zu scheitern
"Wir wollen in unserem Teil der Welt keine zusätzlichen Klimaschulden", betont die Verhandlungsführerin aus Bangladesch vehement.
Die Situation erscheint zunehmend verfahren: Während die Entwicklungsländer auf konkrete Zusagen pochen, wollen die Industriestaaten erst über Finanzierungsmodelle sprechen. Erschwerend kommt hinzu, dass mit einem möglichen Wahlsieg Donald Trumps die USA als wichtiger Geldgeber komplett ausfallen könnten.
Chaotische Konferenzführung verschärft die Probleme
Die aserbaidschanische Konferenzleitung steht in der Kritik. Beobachter beschreiben den Verhandlungsprozess als chaotisch und mangelhaft vorbereitet. EU-Klimakommissar Hoekstra forderte die Gastgeber öffentlich auf, "einen Gang hochzuschalten".
Fundamentale Interessenkonflikte
Der Konflikt offenbart ein grundsätzliches Dilemma der internationalen Klimapolitik: Während die vom Klimawandel besonders betroffenen Entwicklungsländer dringend Unterstützung benötigen, sehen sich die Industriestaaten mit angespannten Haushaltslagen konfrontiert. Die ideologisch aufgeladene Debatte um "Klimagerechtigkeit" erschwert dabei pragmatische Lösungen.
Ausblick bleibt ungewiss
Ob die Konferenz wie geplant am Freitagabend zu Ende gebracht werden kann, erscheint zunehmend fraglich. Die aserbaidschanische Präsidentschaft gibt sich zwar weiterhin optimistisch, doch eine Verlängerung der Verhandlungen scheint angesichts der verhärteten Fronten wahrscheinlich.
Die kommenden Stunden werden zeigen, ob die internationale Gemeinschaft in der Lage ist, ihre ideologischen Gräben zu überwinden und tragfähige Kompromisse zu finden. Andernfalls droht die Konferenz als weiteres Symbol für die Handlungsunfähigkeit der globalen Klimapolitik in die Geschichte einzugehen.
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