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10.04.2024
11:41 Uhr

Insolvenzwelle im März: Corona-Hilfen als zweischneidiges Schwert

Insolvenzwelle im März: Corona-Hilfen als zweischneidiges Schwert

Die deutsche Wirtschaft steht vor einer ernüchternden Bilanz: Im März 2024 erreichte die Zahl der Insolvenzen ein Niveau, das weit über dem Durchschnitt der Vor-Corona-Zeit liegt. Mit insgesamt 1297 Firmenpleiten wurde ein trauriger Höchststand seit dem Beginn der Erhebungen im Jahr 2016 verzeichnet. Ein Anstieg von 35 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und 30 Prozent über dem März-Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019 zeugt von einer besorgniserregenden Entwicklung.

Die künstliche Beatmung der Wirtschaft

Die Corona-Hilfen der Bundesregierung hatten während der Pandemie zahlreiche Unternehmen vor dem Aus bewahrt. Doch diese Maßnahmen, die als Rettungsanker dienten, erweisen sich nun als Bumerang für die Wirtschaft. Laut Experten des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) wurden durch die Hilfen vor allem unproduktive Unternehmen künstlich am Leben gehalten, die nun in einem anspruchsvolleren Wirtschaftsumfeld scheitern.

Die Last steigender Kosten

Die Gründe für die Insolvenzwelle sind vielfältig. Gestiegene Kosten, darunter höhere Zinsen, Lohn- und Energiekosten, setzen den Unternehmen zu. Geschäftsmodelle, die auf niedrigen Zinsen basierten, sind nicht mehr tragfähig. Hinzu kommt der Mangel an Fachkräften, der die Lage zusätzlich verschärft.

Immobilien- und Baubranche besonders betroffen

Ein besonderer Leidtragender der aktuellen Entwicklung ist der Immobilien- und Bausektor. Hier haben sich die Insolvenzen im Vergleich zu 2020 mehr als verdoppelt, was auf einen Einbruch der Nachfrage und die Folgen höherer Zinsen zurückzuführen ist. Doch auch die Industrie und der Sektor Verkehr und Logistik zeigen eine Zunahme an Unternehmenspleiten, wenn auch in geringerem Maße.

Politik in der Kritik

Die Stimmen der Unternehmensverbände, die eine mangelnde Wahrnehmung ihrer schwierigen Lage durch die Politik beklagen, werden lauter. Insbesondere die Ampelregierung und Bundeskanzler Olaf Scholz stehen in der Kritik, nicht angemessen auf die Bedürfnisse der Wirtschaft eingegangen zu sein.

Eine Welle der Insolvenzen, aber Licht am Horizont?

Die Wissenschaftler des IWH prognostizieren für April eine Fortsetzung der hohen Insolvenzzahlen. Doch es gibt auch Anzeichen für eine Besserung: Die Zahl der vorinsolvenzrechtlichen Gerichtsentscheidungen lässt auf eine baldige Erholung der konjunkturellen Lage hoffen. Es wird erwartet, dass die Insolvenzzahlen im Mai oder spätestens im Juni rückläufig sein werden, da die nachgeholten Corona-Insolvenzen abnehmen und sich die Wirtschaft langsam erholt.

Fazit: Ein Weckruf für die Wirtschaftspolitik

Die aktuelle Insolvenzwelle sollte als Weckruf für die Wirtschaftspolitik verstanden werden. Es bedarf einer kritischen Auseinandersetzung mit den Folgen der Corona-Hilfen und einer Neuausrichtung der Unterstützungsmaßnahmen, um die deutsche Wirtschaft wieder auf einen stabilen Kurs zu bringen. Vor allem muss die Politik verstehen, dass eine gesunde Wirtschaft auf tragfähigen Geschäftsmodellen und einer soliden Finanzierung basiert, nicht auf künstlich verlängerten Lebenslinien.

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