Großbanken setzen auf Atomkraft: Deutschland bleibt außen vor
Während Großbanken wie Morgan Stanley, BNP Paribas und Goldman Sachs auf der COP28 den Ausbau der Atomkraft bis 2050 forcieren, bleibt Deutschland bei seinem entschiedenen Ausstieg aus der Kernenergie. Diese Entscheidung könnte weitreichende Konsequenzen für die Energieversorgung und Klimaneutralität des Landes haben.
Globale Unterstützung für Atomkraft
Auf der COP28-Konferenz im vergangenen Jahr forderten Industrieländer wie die USA, Großbritannien, Japan, Schweden und die Vereinigten Arabischen Emirate eine Verdreifachung der Kernenergie bis 2050. Dieser Aufruf wird nun von 14 der weltweit größten Banken unterstützt. Auf einer Veranstaltung in New York betonten Vertreter von Morgan Stanley, BNP Paribas, Bank of America und Goldman Sachs die Notwendigkeit der Atomkraft zur Erreichung der Klimaziele.
BNP Paribas argumentierte, es gebe „kein Szenario“, in dem die Welt bis 2050 ohne Atomkraft CO₂-Neutralität erreichen könne. Diese Aussage basiert auf Erkenntnissen des zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen der UN. Auch die britische Bank Barclays sieht in der Atomkraft eine Lösung für die Schwankungen bei Solar- und Windenergie.
Technologische Anforderungen und Energiebedarf
Mit dem Aufstieg der Künstlichen Intelligenz und dem damit verbundenen Energiebedarf wird die Nachfrage nach klimafreundlicher Energie immer dringlicher. Goldman Sachs schätzt, dass eine Anfrage bei ChatGPT sechs- bis zehnmal mehr Energie verbraucht als eine klassische Google-Suche. Dieser enorme Energiebedarf treibt die Tech-Riesen dazu, nach stabilen und nachhaltigen Energiequellen zu suchen.
In den USA wird beispielsweise ein Reaktor im stillgelegten Atomkraftwerk Three Mile Island in Pennsylvania wieder hochgefahren, um Strom für Microsofts Rechenzentren zu liefern. Dies zeigt, dass Atomkraftwerke auch nach ihrer Stilllegung wieder in Betrieb genommen werden können, um den wachsenden Energiebedarf zu decken.
Deutschland setzt auf erneuerbare Energien und Wasserstoff
In Deutschland hingegen ist der Ausstieg aus der Atomenergie beschlossene Sache. Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz betont, dass der Atomausstieg das Land sicherer mache und die Produktion hoch radioaktiver Abfälle vermeide. Deutschland stärkt damit den Kreis der atomkritischen EU-Mitgliedstaaten.
Kerstin Andreae, Vorsitzende des Bundesverbandes der Deutschen Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), fordert die Bundesregierung auf, sich für eine sichere, bezahlbare und klimafreundliche Energieversorgung einzusetzen. Insbesondere wasserstofffähige Gaskraftwerke sollen als Partner der erneuerbaren Energien dienen, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.
Herausforderungen und Zukunftsaussichten
Der Aufbau eines Pipelinenetzes für Wasserstoff steht jedoch noch am Anfang. Die Ferngasnetzbetreiber haben einen Antrag bei der Bundesnetzagentur eingereicht, um das fast 10.000 Kilometer lange Rohrgeflecht umzubauen. Der Bau soll frühestens im Jahr 2032 abgeschlossen sein. Im Vergleich dazu dauert der Bau eines Atomkraftwerks rund zehn bis 15 Jahre.
Deutschland hat seine letzten drei Atomkraftwerke im April 2023 abgeschaltet. Während andere Länder auf Atomkraft setzen, bleibt Deutschland bei seinem Kurs der erneuerbaren Energien und Wasserstofftechnologie. Ob dieser Weg langfristig die gewünschte Klimaneutralität und Versorgungssicherheit bringt, bleibt abzuwarten.