Edelmetall-ETFs: Silber ist gefragt, Gold wird verkauft
Während sich die Kapitalabflüsse aus dem größten Gold-ETF fortsetzen, haben Silber-Investoren in diesem Sektor weiter aufgestockt. Diese Entwicklung könnte auf eine zunehmende Unsicherheit und Skepsis gegenüber der aktuellen Wirtschaftspolitik hindeuten. Der Goldpreis läuft seit einigen Wochen seitwärts, zuletzt wieder mit leichter Aufwärtstendenz.
Gold- und Silberpreise im Vergleich
Am gestrigen Mittwoch wurde in den USA aufgrund eines Feiertags nicht gehandelt. Heute um 9:45 Uhr notierte der Goldpreis am Spotmarkt mit 2.341 US-Dollar pro Unze. Das entsprach 2.182 Euro. Damit verzeichnete das Edelmetall im Monatsverlauf ein Kursplus von 0,6 Prozent. Dagegen stieg der Euro-Goldpreis im gleichen Zeitraum um 1,7 Prozent. Die Bestände des SPDR Gold Shares (GLD) sind auf den niedrigsten Stand seit Mitte März gefallen. Währenddessen gab der Silberpreis im Juni auf Dollar-Basis um 0,5 Prozent nach auf zuletzt 30,25 US-Dollar. In Euro gerechnet verteuerte sich Silber um 0,6 Prozent auf 28,19 Euro.
Kapitalabflüsse aus dem größten Gold-ETF
In diesem Umfeld hielten die Kapitalabflüsse aus dem größten Gold-ETF an. Der Betreiber des SPDR Gold Shares (GLD) meldet per 19. Juni 2024 Goldbestände im Umfang von 825,31 Tonnen. Damit wurden innerhalb einer Woche 5,47 Tonnen abgebaut. Begleitet war die Bestandsminderung mit einem Netto-Kapitalabfluss in Höhe von 385 Millionen US-Dollar.
ETF-Eigenschaften
Pro ausgegebenem Anteilsschein muss der Fondsbetreiber eine Zehntel Unze Gold physisch einlagern. Allerdings gibt es oft eine zeitliche Diskrepanz bei der Meldung von Kapitalflüssen und Fondsbeständen. Auf dem Goldmarkt gibt es üblicherweise eine 2-Tages-Frist, in der physische Bestände nach einem Vertragsabschluss geliefert werden. Der GLD wurde eigentlich aufgelegt, um Investoren mit einem physisch gedeckten Wertpapierprodukt eine Teilhabe an der Goldpreis-Entwicklung anzubieten. Seit Jahresbeginn liefen die beiden Assets aber deutlich auseinander.
Größter Silber-ETF verzeichnet Zuflüsse
Im Silber-Sektor sehen wir erneut eine gegenläufige Entwicklung. Denn wie in der Vorwoche verzeichnet der iShares Silver Trust (SLV) substanzielle Metall-Zugänge. So meldet die Fondsgesellschaft per 19. Juni 2024 Silber-Bestände von 13.528,02 Tonnen. Damit stieg das Inventar gegenüber Vorwoche um 163,36 Tonnen. Dabei werden für diesen Zeitraum netto Kapitalzuflüsse in Höhe von 153 Millionen US-Dollar gemeldet. Pro ausgegebenem Anteilsschein ist dieser Edelmetall-Fonds offiziell mit einer Unze Silber physisch gedeckt.
Einordnung Edelmetall-ETFs
Vergangene Bullenmärkte bei Silber- und Goldpreis waren regelmäßig von deutlich steigenden Beständen in den entsprechenden Edelmetall-ETFs begleitet. Das war zuletzt nicht mehr der Fall, seit der Takt auf dem internationalen Goldmarkt wesentlich von China und deren physischer Goldnachfrage vorgegeben wird. Generell sind die Fonds-Bestände eher Nachläufer, die einem steigenden Silber- und Goldpreis mit zunehmendem Inventar folgen. Dann nämlich, wenn sich vor allem institutionelle Investoren über dieses Instrument („Papiergold“) auf dem Edelmetallmarkt positionieren.
Abgesehen davon, erfreuten sich diese ETFs in den vergangenen Jahren steigender Beliebtheit unter jungen US-Anlegern, die Anteile über immer stärker verbreiteten Discount-Broker erwerben. Diese Entwicklung könnte ein Indikator für ein wachsendes Misstrauen gegenüber traditionellen Anlageformen wie Aktien und Immobilien sein, die durch die aktuelle politische und wirtschaftliche Lage zunehmend unter Druck geraten.
In Zeiten politischer Unsicherheit und wirtschaftlicher Instabilität zeigt sich einmal mehr die Stärke und Beständigkeit von Edelmetallen wie Gold und Silber. Sie bieten nicht nur einen sicheren Hafen, sondern auch eine wertstabile Anlageform, die unabhängig von kurzfristigen Marktbewegungen und politischen Entscheidungen ist. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Nachfrage nach Edelmetall-ETFs in den kommenden Monaten entwickeln wird, doch eines scheint sicher: Die Attraktivität von Gold und Silber als sichere Anlageform bleibt ungebrochen.
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