Droht der Nahe Osten in einen umfassenden Krieg zu stürzen?
Die Spannungen zwischen Israel und dem Iran haben ein neues, beunruhigendes Niveau erreicht. Der Politikwissenschaftler Dr. Jan Busse sieht die Gefahr eines umfassenden Krieges so groß wie seit Jahren nicht mehr. Er rechnet in den nächsten Tagen mit einem israelischen Gegenschlag, dessen Ausmaß jedoch noch unklar sei.
Israelische Vergeltung und iranische Drohungen
Israels Premierminister Benjamin Netanyahu hat einen Gegenschlag gegen den Iran angekündigt. Teheran wiederum droht mit einer Reaktion auf diesen möglichen Gegenschlag. Die Frage, die sich nun stellt, ist, ob der Nahe Osten vor einem größeren Krieg steht.
Dr. Busse, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität der Bundeswehr in München, betont die hohe Eskalationsgefahr. "Die Situation war nie so angespannt in den letzten Monaten oder gar Jahren," erklärt er. Es bestehe eine verhältnismäßig große Gefahr, dass die USA in einen möglichen Krieg hineingezogen werden könnten.
Indirekte Beteiligung anderer Länder
Obwohl Israel und der Iran keine direkten Nachbarländer sind, könnten andere Länder wie der Irak, Syrien und Jordanien indirekt in den Konflikt hineingezogen werden. Jordanien war bereits an dem Abfangen iranischer ballistischer Raketen beteiligt, und in Syrien und im Irak gibt es schiitische Milizen, die mit dem Iran verbündet sind. Dr. Busse sieht jedoch keine unmittelbare Involvierung dieser Akteure. Ein möglicher Konflikt zwischen Israel und dem Iran würde primär über Luftschläge erfolgen.
Mögliche Ziele und Reaktionszeit
Die möglichen Ziele eines israelischen Gegenschlags sind noch unklar. Es wird spekuliert, dass Israel Ölanlagen oder Atomanlagen im Iran bombardieren könnte, was sicherlich zu einer weiteren Reaktion des Iran führen würde. Dr. Busse geht davon aus, dass Israel innerhalb weniger Tage reagieren könnte, obwohl es diesmal keine sofortige Reaktion gegeben hat. Dies könnte darauf hindeuten, dass die Gefahren einer solchen Reaktion noch einmal abgewogen werden.
Mehrere Konfliktherde für Israel
Israel steht nicht nur dem Iran gegenüber, sondern hat auch mit anderen Konfliktherden wie der Hamas im Gazastreifen, der Hisbollah im Libanon und den Huthi im Jemen zu kämpfen. Dr. Busse hält die Hamas momentan für keine substanzielle militärische Bedrohung mehr, während die größte Herausforderung in dem Krieg gegen die Hisbollah und der aktuellen Bodeninvasion im Libanon liegt. Die Hisbollah könnte versuchen, Israel in einen längeren, zermürbenden Krieg zu ziehen, der auch wirtschaftliche Auswirkungen auf Israel haben könnte.
Schwache US-Regierung und begrenzter Einfluss
Israel hat die USA als großen Verbündeten an seiner Seite, während der Iran keinen vergleichbaren Verbündeten hat. Die USA könnten sich im Kriegsfall an die Seite Israels stellen. Dr. Busse sieht jedoch die aktuelle US-Administration als relativ schwach an, was die Hoffnung auf eine mäßigende Einflussnahme auf Israel dämpft.
Hoffnung auf Selbsterhaltungstrieb
Auf die Frage, ob es eine Möglichkeit für Frieden im Nahen Osten gibt, zeigt sich Dr. Busse pessimistisch. Er hofft jedoch, dass auf iranischer Seite ein Selbsterhaltungstrieb besteht, der eine weitere Eskalation verhindert. Auf israelischer Seite könnten die USA maßgeblichen Einfluss nehmen, obwohl die aktuelle politische Situation in den USA wenig hoffnungsvoll stimmt.
Die kommenden Tage werden zeigen, ob sich die Situation weiter zuspitzt oder ob es doch noch eine Möglichkeit zur Deeskalation gibt. Die Welt blickt gespannt auf den Nahen Osten und hofft auf eine friedliche Lösung.
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