Deutschland in der Wirtschaftsmisere: Staat und Unternehmen versagen
Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einer tiefen Krise. Der Geschäftsklimaindex des Münchener ifo Instituts sank im August bereits den dritten Monat in Folge und erreichte nur noch 86,6 Punkte. Dies spiegelt die pessimistischen Aussichten und die schlechte Lagebeurteilung der rund 9000 befragten Führungskräfte wider. Ifo-Präsident Clemens Fuest warnte, dass die deutsche Wirtschaft zunehmend in die Krise gerate.
Stagnation und fehlende Investitionen
Besonders in der Industrie ist die Stimmung düster. Auch der Dienstleistungssektor verzeichnete einen Rückgang des Geschäftsklimas, während der Handel nach zwei Rückgängen in Folge leicht aufatmen konnte. Im Bauhauptgewerbe blieb die Stimmung unverändert nüchtern. Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen, erklärte, dass sich die deutsche Wirtschaft in der Stagnation eingerichtet habe und beim Wachstum schon länger an der Nulllinie entlangwandere. Ein weiterer Rückgang des Bruttoinlandsprodukts im dritten Quartal sei möglich.
Hoffnung liegt auf den Verbrauchern
Ulrich Kater, Chefökonom der DekaBank, sieht die steigenden Einkommen der Verbraucher als Hoffnungsträger. Angesichts der mangelnden weltweiten Nachfrage und der gestiegenen internationalen Konkurrenz könne der Export den deutschen Unternehmen keine Sicherheit mehr bieten. Die Erholung der Wirtschaft verschiebe sich zunehmend in Richtung 2025.
Gründe für die Misere
Die Ursachen für die wirtschaftliche Misere sind vielfältig: Der demografische Wandel und der daraus resultierende Fachkräftemangel, hohe Energiepreise, verschleppte Investitionen in Digitalisierung, grüne Transformation und Infrastruktur sowie die zunehmende Konkurrenz aus Ländern wie China und Indien. Der Ökonom Daniel Stelter betont, dass Deutschland in den letzten Jahrzehnten versäumt habe, seine Industrien zu diversifizieren und neue Entwicklungen zu beherzigen. Deutschland lebe von alten Industrien, in denen es vor über 100 Jahren eine weltweit dominierende Position erarbeitet habe.
Unternehmen und Staat in der Verantwortung
Die Verantwortung für die aktuelle Lage tragen nicht nur der Staat, sondern auch die Unternehmen. Seit der Finanzkrise 2008 haben deutsche Unternehmen zu wenig investiert. Laut einer Statistik der KfW-Bank vom Jahr 2021 betrugen die Investitionen der Unternehmen 2008 noch 13,1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP), während sie 2020 nur noch bei 12,3 Prozent lagen. Ökonomen führen dies unter anderem auf das gestiegene Durchschnittsalter der Firmeninhaber zurück, das die Investitionsneigung sinken lasse.
Angst vor Wohlstandsverlust
Die vielen Herausforderungen, die auf die Gesellschaft und die Wirtschaft zukommen, sorgen zudem für Verunsicherung und Angst vor Wohlstandsverlust. Dies belastet die Konjunktur zusätzlich. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der Förderbank KfW, sieht das außergewöhnlich tiefe Klimaniveau als Folge der großen Verunsicherung in den Unternehmen. Christoph Swonke, Konjunkturexperte der DZ Bank, äußerte sich pessimistischer: Deutschland fehlten momentan die Impulse, die zu einem Ende der wirtschaftlichen Schwächephase und zu einem starken Aufschwung führen könnten. Er rechnet für Deutschland in diesem Jahr nur noch mit einem Mini-Wachstum von 0,1 Prozent.
Die deutsche Wirtschaft steht vor einer großen Herausforderung. Staat und Unternehmen müssen nun gemeinsam Wege finden, um aus der Krise herauszukommen und die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft zu stellen.
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