Deutsche Wirtschaftsbeziehungen zu Russland: Experte fordert Überdenken der Sanktionspolitik
Die aktuellen Sanktionen gegen Russland zeigen offenbar nicht die gewünschte Wirkung und schaden vor allem der deutschen Wirtschaft. Dies geht aus einem ausführlichen Gespräch mit dem Osteuropa-Experten Ulf Schneider hervor, der seit über 20 Jahren Unternehmen bei ihren Geschäften in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion berät.
Sanktionen treffen deutsche Wirtschaft härter als Russland
Besonders deutlich wird die Problematik am Beispiel der Automobilindustrie. Während deutsche Hersteller durch die Sanktionen vom russischen Markt weitgehend ausgeschlossen sind, haben chinesische Unternehmen die entstandene Lücke schnell gefüllt. "Die Chinesen haben sehr schnell sehr viel von uns in Russland übernommen - sei es im Maschinenbau, der Automobilbranche oder bei Ersatzteilen", erklärt der Experte. Deutschland müsse aufpassen, wichtige Märkte nicht dauerhaft zu verlieren.
Flugsanktionen fördern türkische Wirtschaft
Als besonders fragwürdig bezeichnet der Experte die gegenseitigen Flugsanktionen. Diese würden lediglich den türkischen Fluggesellschaften wie Turkish Airlines in die Hände spielen, die nun als Zwischenstopp für Reisen zwischen Russland und Europa fungieren. Die Sperrung der Lufträume führe vor allem dazu, dass der wichtige zwischenmenschliche Austausch erschwert werde.
"Die Flugsanktionen sind das größte Subventionsprogramm für Turkish Airlines. Letztendlich führt die Sperrung der Lufträume nur dazu, dass Menschen weniger untereinander kommunizieren. Das trägt nicht zu einer Beilegung des Konfliktes bei."
Neue Chancen in Zentralasien
Während die traditionellen Wirtschaftsbeziehungen zu Russland leiden, entwickeln sich neue Perspektiven in Zentralasien. Länder wie Kasachstan oder Usbekistan könnten sich laut Schneider zu "eurasischen Tigerstaaten" entwickeln. Ihre geografische Lage prädestiniere sie als wichtige Handelspartner zwischen Europa und Asien.
Der "Mittlere Korridor" als Alternative
Besondere Bedeutung kommt dabei dem sogenannten "Mittleren Korridor" zu - einer Handelsroute, die von China über Zentralasien, das Kaspische Meer und den Südkaukasus nach Europa führt. Diese könnte mittelfristig die bisherige Route über Russland ersetzen.
Vorsichtiger Optimismus für die Zukunft
Trotz der aktuell angespannten Situation sieht der Experte langfristig Chancen für eine Wiederannäherung zwischen Deutschland und Russland. Dies werde jedoch ein langsamer Prozess sein, der sich über Jahre hinziehen könnte. Zunächst könnten Bereiche wie die Lebensmittel-, Agrar- oder Pharmaindustrie den Weg ebnen, die von den aktuellen Sanktionen weniger betroffen sind.
Die kulturelle Nähe Russlands zu Europa spiele dabei eine wichtige Rolle. "Russland ist ein europäisches Land. Man kann nicht in drei, vier Jahren alles wegradieren", betont Schneider. Diese traditionelle Verbundenheit könnte sich langfristig als stärker erweisen als die aktuellen politischen Spannungen.
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