Deindustrialisierung in Deutschland: Auto-Verbandschefin warnt vor weitreichenden Folgen
Die Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie, Hildegard Müller, hat die Bundesregierung im Zusammenhang mit der Krise der Automobilindustrie scharf kritisiert und vor einer drohenden Deindustrialisierung gewarnt. In einem Interview mit der „Bild am Sonntag“ äußerte sie, dass es dringend notwendig sei zu handeln: „Wir sehen eine Litanei von Gipfeln und Beratungen, aber keine konkreten Schritte.“
Gefährdung des gesamten Systems
Müller betonte, dass die Automobilindustrie und viele andere Industrien in Deutschland vor massiven Herausforderungen stünden, die den Industriestandort Deutschland ernsthaft in Gefahr bringen könnten. Besonders alarmierend sei, dass nur noch ein Prozent der Unternehmen plane, ihre Investitionen in Deutschland zu erhöhen. „Wenn Werke in Frage stehen, ist das ganze System in den betroffenen Regionen gefährdet“, warnte sie.
Investitionen und Zukunft des Standorts
Die Autoindustrie plane allein in den nächsten vier Jahren Investitionen in Höhe von 280 Milliarden Euro für Forschung, Entwicklung und neue Antriebstechnologien sowie 130 Milliarden Euro für den Umbau von Werken. Diese Rekordsummen seien ein „klares Bekenntnis zur Zukunft des Standorts“, sagte Müller. Allerdings könnten diese Investitionen zunehmend ins Ausland fließen, falls sich die Rahmenbedingungen in Deutschland nicht verbesserten.
Reform der Energiepolitik gefordert
Die VDA-Chefin forderte unter anderem Reformen in der Energiepolitik und bei den Produktionskosten. „Deutschland muss sich auf internationale Energiequellen stützen, um die hohen Kosten zu senken und den Standort zu sichern“, sagte Müller. Sie zeigte sich besorgt über das Krisenmanagement der Bundesregierung. Etwa in der Gas-Krise zu Beginn des Ukraine-Kriegs habe die Bundesregierung gezeigt, dass sie handeln könne. Dass dies nun nicht gelinge, sei „nicht nur bedauerlich, sondern angesichts der Veränderungen in der Welt die wirklich schlechte Nachricht für alle Beteiligten, insbesondere für die Arbeitsplätze und für den Standort“.
Regionale Auswirkungen
Eine drohende Deindustrialisierung könne nicht nur die Autoindustrie, sondern auch regionale Handwerksbetriebe und den Mittelstand schwer belasten, warnte Müller. „Wenn Werke in Frage stehen, ist das ganze System in den betroffenen Regionen gefährdet.“ Dies könnte auch die Standorte großer deutscher Unternehmen wie Volkswagen betreffen, die bereits mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert sind. Weitere Informationen zur Krise bei Volkswagen finden Sie in unserem Wissensbeitrag.
Es bleibt abzuwarten, ob die Bundesregierung die notwendigen Schritte unternehmen wird, um den Industriestandort Deutschland zu sichern und die drohende Deindustrialisierung abzuwenden. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um zu sehen, ob sich die Rahmenbedingungen für Investitionen und Produktion in Deutschland verbessern werden.
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