Chinesische Autos: Gefahr durch Spionage und Sabotage?
Die Diskussion um die Sicherheit chinesischer Software in Autos nimmt weltweit an Fahrt auf. Besonders in den USA und Europa wächst die Sorge vor Spionage und Sabotage durch vernetzte Fahrzeuge aus China. Diese Bedenken sind nicht unbegründet, wie aktuelle Entwicklungen zeigen.
Politische Warnungen und Maßnahmen
Die dänischen Kommunen Syddjurs und Holstebro haben kürzlich fast 200 elektrische Autos des chinesischen Herstellers BYD bestellt, um die häusliche Krankenpflege zu unterstützen. Diese Entscheidung rief jedoch heftige Reaktionen hervor, insbesondere nachdem Premierministerin Mette Frederiksen davor gewarnt hatte, zu abhängig von China zu werden. Frederiksen betonte, dass Abhängigkeit von Ländern, die nicht die gleichen Werte und Interessen teilen, stets ein Fehler sei.
In den USA geht die Debatte sogar noch weiter. Die US-Regierung plant, ab 2027 chinesische Software in Autos zu verbieten und zwei Jahre später auch chinesische Hardware. Die Regierung warnt vor den Möglichkeiten zur Spionage und Sabotage, die durch die stets vernetzten Autos entstehen könnten. Denkbar wäre etwa ein Verkehrschaos durch das konzertierte Abschalten von Autos und vernetzten Ampelanlagen oder eine Manipulation der Stromnetze beim Laden einer Flotte chinesischer E-Autos.
Technologische Überlegenheit und potenzielle Risiken
Chinesische Anbieter wie Huawei, Nio, BYD und XPeng haben in den letzten Jahren einen erheblichen Vorsprung bei Software-Systemen aufgebaut. Ihre V2x-Technologie, die Autos mit anderen Systemen verknüpft, hat sich in China schneller entwickelt als in Europa. Diese Systeme sammeln durch Kameras, Lidar-, Ultraschall- und Hochdefinitions-Millimeterwellen-Sensoren Daten vom Fahrer und seiner Umgebung und werden "over-the-air" mit Updates versorgt.
Die Möglichkeit, dass diese Systeme aus der Ferne kontrolliert werden können, sorgt für zusätzliche Bedenken. Moderne Autos sind rollende Computer, die jederzeit Bilder, Geräusche und ihren Standort senden könnten. Audun Jøsang, IT-Professor an der Universität Oslo, warnt: „Nur die Vorstellungskraft setzt dem ein Limit, was die Sensoren aufnehmen und teilen können.“
Regulierung und Kontrolle
Obwohl die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) den Transfer personenbezogener Daten ins Ausland verbietet, bleibt unklar, was mit den übrigen gesammelten Daten passiert. Die niederländische Wissenschaftlerin Sanne van der Lugt weist darauf hin, dass es praktisch keinerlei Kontrolle darüber gibt, wie und wo diese Daten aktuell gespeichert werden. Die China-Expertin Janka Oertel vom European Council on Foreign Relations warnt: „Wir sind aktuell nicht gut geschützt.“
Verbraucherskepsis und Marktperspektiven
Auch in Europa sind die Verbraucher skeptisch gegenüber chinesischen Autos. In einer Umfrage des Center of Automotive Management in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk-Ausrüster Cisco hielten nur 17 Prozent der Befragten chinesische Automarken im Bezug auf den Datenschutz für vertrauenswürdig. 43 Prozent nannten Bedenken bei der Datensicherheit sogar als Ausschlusskriterium für den Kauf.
Van der Lugt schlägt vor, dass chinesische Fahrzeugsysteme am besten im Tandem mit europäischen Anbietern angeboten werden sollten, zum Beispiel durch Joint Ventures, an denen letztere die Mehrheit halten. So könnten vertrauenswürdige Plattformen für den hiesigen Markt entstehen und zugleich ein Know-how-Transfer zurück an die Geburtsstätten der Automobile stattfinden.
Die Debatte um die Sicherheit chinesischer Autosysteme ist also längst nicht abgeschlossen und wird in den kommenden Jahren sicherlich noch an Intensität gewinnen. Für die deutschen Bürger und die europäische Autoindustrie bleibt es eine Herausforderung, die Balance zwischen technologischem Fortschritt und nationaler Sicherheit zu finden.
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