Bildungspolitik auf dem Prüfstand: Kultusminister setzen auf KI und ignorieren Expertenmeinungen
Die Digitalisierung der Bildung in Deutschland schreitet voran, und nun setzt die Kultusministerkonferenz (KMK) verstärkt auf den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) im Unterricht. Die neuen Empfehlungen der KMK stoßen jedoch auf Kritik, da sie die Einschätzungen der eigenen wissenschaftlichen Kommission ignorieren.
Verheißungen und Warnungen
In einem kürzlich veröffentlichten Papier der KMK wird betont, dass der Einsatz von KI im Klassenzimmer kaum noch wegzudenken sei. Die „Handlungsempfehlung für die Bildungsverwaltung zum Umgang mit Künstlicher Intelligenz in schulischen Bildungsprozessen“ vom 10. Oktober zielt darauf ab, die Potenziale der Technologie optimal zu nutzen. Schüler sollen KI als „persönlicher Lerntutor, Intelligentes Tutorielles System oder adaptive Lernumgebung“ einsetzen können, um ihre individuellen Fähigkeiten zu fördern.
Die KMK argumentiert, dass KI-gestützte Lernmaterialien einen positiven Effekt auf den Erwerb von Basiskompetenzen haben könnten. Diese Haltung steht jedoch im Widerspruch zu den Empfehlungen der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz (SWK). Die SWK hatte in einem Papier vom 17. Januar davor gewarnt, dass der frühzeitige Einsatz von KI-gestützten Sprachmodellen die Entwicklung von Lese- und Schreibkompetenzen behindern könnte.
Ignorierte Expertenmeinungen
Die Kultusminister bezeichnen das SWK-Impulspapier als „erörterungsbedürftig“ und behaupten, die Impulse der SWK aufgenommen und weiterentwickelt zu haben. Dennoch bleibt die Entscheidung, KI im Unterricht einzusetzen, umstritten. Kritiker, wie der Deutsche Philologenverband, warnen vor übertriebenen Erwartungen und betonen, dass KI den Lehrkräftemangel nicht beheben könne. „Wer davon träumt, dank KI zeitnah weniger professionelle Lehrkräfte als bisher einsetzen oder sie gar durch KI ersetzen zu können, ist auf dem Holzweg“, sagte die Bundesvorsitzende Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing.
Prüfungsordnungen und rechtliche Rahmenbedingungen
Die KMK sieht es als notwendig an, Länderverordnungen hinsichtlich Abschlussprüfungen und Leistungsnachweisen anzupassen, um KI-bezogene Kompetenzen zu berücksichtigen. Die Bildungsminister betonen, dass die Leistungsbewertung eine pädagogische und hoheitliche Aufgabe bleibt, die ausschließlich von Lehrkräften erfüllt werden kann. Gleichzeitig wird das Potenzial von KI in Bezug auf Korrektur- und Bewertungsprozesse anerkannt.
KI im Alltag der Schüler
Auch im Alltag der Schüler soll KI eine Rolle spielen. Ein allgemeines Verbot von KI zur Bearbeitung von Hausaufgaben sei weder zielführend noch durchhaltbar, so die KMK. Neue Prüfungsformate sollen entwickelt werden, die sowohl hilfsmittelunterstützte als auch kollaborative und dialogische Leistungen berücksichtigen.
Datenschutz und Herausforderungen
Trotz der umfangreichen Förderung von KI verweist die KMK auf die damit verbundenen Herausforderungen wie Datenschutz, Datensicherheit und fehlende Transparenz. Die Präsidentin der KMK 2024, Christine Streichert-Clivot (SPD), betonte, dass junge Menschen auf eine zunehmend von KI gesteuerte Welt vorbereitet werden müssen.
Der Deutsche Philologenverband fordert hingegen solide rechtliche Rahmenbedingungen, um die Persönlichkeitsrechte der Schüler und Lehrer zu wahren. „Lernen und Verstehen von Inhalten braucht Zeit, weil Schüler diese noch einmal durchdenken müssen. Das kann ihnen keine KI abnehmen“, betont Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing.
Die Diskussion um den Einsatz von KI im Unterricht zeigt einmal mehr die Spannungen zwischen technologischem Fortschritt und pädagogischen Grundsätzen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Bildungslandschaft in Deutschland weiterentwickeln wird.
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