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11.04.2024
17:58 Uhr

Alarmierende Lage im Wohnungsbau: Insolvenzwelle und Stellenabbau setzen Deutschland zu

Alarmierende Lage im Wohnungsbau: Insolvenzwelle und Stellenabbau setzen Deutschland zu

Der deutsche Wohnungsbau befindet sich in einer ernsten Krise. Diese Entwicklung, die bereits seit über einem Jahr anhält und sich zunehmend verschärft, wurde auf dem Wohnungsbautag in Berlin deutlich angesprochen. Die Präsidentin des Bundesverbands Deutscher Baustoff-Fachhandel, Katharina Metzger, eröffnete den Tag mit den Worten: „Wir haben den Kipppunkt erreicht. Die Insolvenzwelle rollt“. Diese Worte spiegeln die verzweifelte Stimmung in der Branche wider, die vor einem Jahr noch vor genau diesem Szenario gewarnt hatte.

Regierungsversprechen bleibt unerfüllt: Wohnungsbau weit hinter den Erwartungen

Die Ampel-Regierung hatte sich das ambitionierte Ziel gesetzt, jährlich 100.000 Sozialwohnungen zu errichten. Die Realität sieht jedoch düster aus: Im Jahr 2023 wurden lediglich 25.000 Wohnungen fertiggestellt. Lukas Siebenkotten, Präsident des Deutschen Mieterbunds, bringt es auf den Punkt: „Wir haben in einem Jahr nichts geschafft“. Die Folgen sind dramatisch: Auftragseinbrüche und Stellenabbau erschüttern die Baubranche, mit Hannes Zapf von der Deutschen Gesellschaft für Mauerwerk berichtend von Rückgängen zwischen 20 und 40 Prozent.

Wirtschaftlicher Sog: Die Baubranche als kritischer Motor

Die Baubranche ist ein entscheidender Wirtschaftsmotor für Deutschland, beschäftigt sie doch 14 Prozent der arbeitenden Bevölkerung. Martin Gorning vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) betont: „Der Wohnungsbau ist in Deutschland wichtiger als die Automobilindustrie“. Die steigenden Insolvenzen und der Personalabbau führen zu sinkenden Steuereinnahmen und tragen maßgeblich zur gegenwärtigen Wachstumsflaute bei. Das DIW prognostiziert für das Jahr 2024 einen Rückgang im Wohnungsbau um fünf Prozent gegenüber 2023, was einen Verlust von fünf Milliarden Euro an Steuereinnahmen bedeutet.

Wohnungsnot verschärft sich: Über 9 Millionen Menschen in überbelegten Wohnungen

Die Krise im Wohnungsbau trifft auf einen enormen Bedarf an Wohnraum. Einer Studie der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen zufolge leben 9,3 Millionen Menschen in Deutschland in überbelegten Wohnungen – ein Anstieg um 800.000 Personen in den letzten vier Jahren. Dies entspricht elf Prozent der Bevölkerung. „Die Situation ist absurd“, kommentiert BDB-Präsidentin Metzger diese Entwicklung.

Die Branche fordert Handeln: Gebäudeklasse E als Hoffnungsschimmer?

Die Baubranche appelliert an die Bundesregierung sowie an Kommunen und Länder, alle verfügbaren Maßnahmen zu ergreifen, um den Wohnungsbau anzukurbeln. Ein wichtiger Punkt ist die Einführung der Gebäudeklasse E, die Bauträgern ermöglichen soll, mit weniger strengen Vorschriften zu bauen und damit Kosten zu sparen. Die rechtliche Absicherung für diesen Regelstandard fehlt bisher, soll aber laut aktuellen Informationen bald im Bürgerlichen Gesetzbuch verankert werden.

Kritische Stimmen warnen: Keine schnelle Erholung in Sicht

Trotz der Hoffnung auf Verbesserungen durch die Gebäudeklasse E warnen Branchenvertreter davor, eine schnelle Erholung zu erwarten. Die Krise ist zu tief, und es wird Zeit brauchen, bis Deutschland auch nur annähernd das Ziel von 400.000 Wohnungen pro Jahr erreicht. Lichtblicke sind derzeit nicht in Sicht.

Die aktuellen Entwicklungen im Wohnungsbau und die Reaktionen der Politik auf diese Krise zeigen deutlich, dass die Probleme nicht nur von der Branche selbst, sondern auch von einer Regierung zu lösen sind, die ihre Versprechen einhalten und effektive, nachhaltige Maßnahmen ergreifen muss. Es steht viel auf dem Spiel – nicht nur für die Baubranche, sondern für die gesamte deutsche Wirtschaft und Gesellschaft.

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