Prägestätten in Deutschland
Prägestätten sind Industrieanlagen die seit dem 19. Jahrhundert Kurs- und Gedenkmünzen planen, herstellen und ausliefern. Es handelt sich dabei um staatliche Institutionen, die dem Finanzressort der Regierung unterstellt sind und auch Edelmetallmünzen aus Gold, Silber, Platin und Palladium als Sammlerobjekte und Wertanlagen produzieren.
Die weltweit erste Münzprägeanstalt existierte in Lydien, Kleinasien, im 7. Jahrhundert vor Christus. Die erste staatliche Münzstätte gibt es auch heute noch und befindet sich mit der British Royal Mint in England. Als Synonym für das Wort „Prägestätte“ wird häufig „Münze“ oder „Münzstätte“ verwendet. Beachten Sie den Unterschied zu Münzämtern.
Zuordnung durch Großbuchstaben
Einzelne Münzen können seit 1871 ihrer Prägestätte durch einen sich auf der Rückseite der Münze befindlichen Großbuchstaben zugeordnet werden. In Deutschland gab es insgesamt 34 Münzprägestätten von denen heute noch fünf aktiv sind. So zeigt der Buchstabe “A” die Münzprägestätte Berlin an, “D” – München, “F” – Stuttgart, “G” – Karlsruhe und “J” – Hamburg.
Die Münzstätte Hamburg kann auf eine jahrhundertelange Geschichte zurückblicken, in der im Jahr 834 die erste Münze geprägt wurde. Hamburg ist bekannt für die hochwertige Qualität von Sondermünzen und individuellen Medaillen. Karlsruhe und Stuttgart funktionieren seit 1998 gemeinsam als größter Münzprägebetrieb Deutschlands. München steht seit 850 Jahren für hochwertige Umlaufmünzen sowie Sammlermünzen, und Berlin gilt seit 1280 als herausragend bei der Herstellung von Münzen und Medaillen.
Europäische Münzen nutzen nutzen sowohl Buchstaben als auch Symbole als Münzzeichen. Während sich die italienische Münzstätte in Rom durch den Buchstaben „R“ auszeichnet, prägt die niederländische Münzstätte in Utrecht einen Merkurstab auf ihre Produkte und die spanische Münzstätte in Madrid nutzt ein „M“ mit Krone.
Deutsche Prägestätten
In Deutschland sind nur noch 5 von ursprünglich 34 Prägestätten für Münzen aktiv. Alle Prägestätten sind auch an der Produktion des Goldeuro beteiligt. Die fünf Standorte sind:
Ort | Münzzeichen | Errichtung | Bezeichnung |
---|---|---|---|
Berlin | A | 1750 | Staatliche Münze Berlin |
München | D | 1871 | Bayrisches Hauptmünzamt |
Karlsruhe | G | 1872 | Staatliche Münzen Baden-Württemberg |
Stuttgart | F | 1872 | Staatliche Münze Baden-Württemberg |
Hamburg | J | 1873 | Hamburgische Münze |
Wie kam es zu der Verteilung der Buchstaben?
Als 1871 das Deutsche Reich gegründet wurde, ging das Münzrecht von den einzelnen Staaten an das Reich über. Per Beschluss des Bundesrats vom 7. Dezember 1871 wurde Großbuchstaben als Münzzeichen eingeführt. Die Reihenfolge der Verteilung richtet sich an die Reihenfolge, wie die Bundesstaaten in Artikel 6 der Reichsverfassung rangmäßig aufgezählt waren. Es gab eine Besonderheit, der Buchstabe I wurde ausgelassen, da eine zu große Verwechslungsgefahr mit dem Buchstabe J vermutet wurde. Da von den früheren Münzprägestätten nur noch ein kleiner Teil aktiv ist, fehlen heutzutage einige Buchstaben. Frankfurt am Main hatte z. B. den Buchstabe C, Dresden E und Darmstadt H.
Bildergalerie der Münzprägestätten in Deutschland
Was steckt hinter den Designs der deutschen Sammlermünzen?
Die Goldeuromünzen, welche in Deutschland produziert werden, sind vom Design oft schlicht und Ausdruck des historischen und kulturellen Selbstverständnisses unseres Landes. Die Münzen sind Persönlichkeiten oder bedeutende Themen aus Politik, Wissenschaft, Kultur, Architektur und Sport gewidmet. Die Motive sollen eine Reflektion der Gesellschaft sein und auch zur Diskussion anregen und Erinnerungen hervorrufen. Pro Jahr werden ca. 10 Sammlermünzen herausgegeben und die Motive werden vom Bundeskabinett beschlossen.
Einige Goldeuremünzen in der Übersicht:
Aufgaben der Prägestätten
Neben der Herstellung der seit 2002 eingeführten acht deutschen Euro-Umlaufmünzen mit den Nominalen 1 Cent, 5 Cent, 10 Cent, 20 Cent, 50 Cent, 1 Euro und 2 Euro, werden von den staatlichen Prägestätten auch die bekannten Gedenkmünzen produziert. Den Auftrag für die Herstellung bekommen die Prägeanstalten vom Bundesfinanzministerium. Dass in Deutschland die Produktion auf mehrere Stellen verteilt wird, ist eine Besonderheit.
In Frankreich und in den Niederlanden wird die Produktion jeweils an eine zentrale Prägestätte übergeben. In Frankreich ist es die Monnaie de Paris, in den Niederlanden die Koninklijke Nederlandse Munt. Die Gedenkmünzen werden aus verschiedenen Materialien mit unterschiedlichen Nennwerten hergestellt. So gibt es 2 Euro, 5 Euro und 10 Euro-Gedenkmünzen aus einer Kupfer-Nickel-Legierung.
Silber-Gedenkmünzen haben einen Nennwert von 10 Euro, 20 Euro und 25 Euro. Die Münzen aus Gold umfassen das größte Spektrum. Hier gibt es 20 Euro Münzen wie die Münzen aus der Serie „Deutscher Wald“ oder „Heimische Vögel“. Die Serie „Musikinstrumente“ wird von dem Nennwert 50€ abgedeckt. Des Weiteren gibt es deutsche Gedenkmünzen mit einem Nominal von 100€ und 200€.