Deutsche Goldmünzen: Der letzte „sichere Hafen“ für Münzensammler
Gedenkmünzen zu Fünf und Zehn Mark? Münzen aus dem Dritten Reich und dem Kaiserreich? Vieles, was vor zehn oder fünfzehn Jahren noch einen Sammlerwert handelt, wird inzwischen nur noch zum reinen Materialwert gehandelt.
Doch welche Sammelgebiete innerhalb der deutschen Münzen haben überhaupt noch eine Perspektive?
Dominik Kettner sprach mit Sebastian Wieschowski, der als numismatischer Fachautor für die Zeitschrift „Money Trend“ und Europa-Korrespondent für das US-Magazin „Coin World“ arbeitet und als „Coinosseur“ einen eigenen YouTube-Kanal betreibt.
Dominik Kettner: Es gibt in Deutschland viele Münzen für Sammler aus Gold und Silber und daneben viele Münzen aus unedlen Metallen, beispielsweise aus Kupfernickel. Und was diese Münzen können, was die Vor- und Nachteile sind und was in Zukunft noch kommen wird, das möchte ichheute mit einem Experten auf diesem Gebiet besprechen. Sebastian, ich habe immer wieder spannende Artikel von dir gelesen, auch zu den deutschen Goldmünzen, den Hundert-Euro-Goldmünzen. Vielleicht möchtest du ein bisschen was zu der Münzserie sagen und auch zu der Möglichkeit, die sich jetzt ergibt, denn die Serie endet jetzt mit dem Dom zu Speyer. Und Hundert-Euro–Goldmünzen sind nicht nur was für Sammler, sondern auch für den klassischen Anleger. Erzähl doch mal ein bisschen.
Sebastian Wieschowski: Aus meiner Sicht sind die deutschen Goldmünzen, wenn man so will, der letzte „sichere Hafen“ im Bereich deutscher Münzen allgemein. Wenn man sich einmal andere Sammelgebiete anguckt, Beispielsweise die Fünf-Mark-Münzen, mit den wir als kleine Jungs noch groß geworden sind und die wir in Sammelalbum getan haben oder Zehn–Mark-Gedenkmünzen, da muss man einfach sagen: Die Preise gehen in den Keller. Vieles wird zum reinen Silberpreis gehandelt, wenn man auch noch weiter zurück guckt, Drittes Reich, Kaiserreich in mittelmäßiger Erhaltung, das ist alles nur noch Silber wert – also da ist ein Teil dieses Sammelgebietes einfach weggebrochen.
Es hat aber zwei gegenläufige Trends gegeben: Zum einen die deutschen Goldmünzen, die du schon angesprochen hast, und die Polymermünzen, die in den letzten Jahren einen ganz großen Hype erreicht haben. Aber inzwischen glaube ich, und dies ist nicht nur mein Eindruck, dass die Polymer-Münzen auch schon wieder langsam den Bach runter gehen. Wenn man sich die Wertentwicklung anguckt, ist diese definitiv rückläufig.
Und deswegen ist für mich, wenn du mich nach deutschen Münzen fragst, ganz klar: Die deutschen Goldmünzen sind wertmäßig der letzte sichere Hafen.
Dominik Kettner: Welche davon kannst du denn empfehlen? Sie werden ja in verschiedenen Nominalen ausgegeben, es gibt die 100 Euro, 50 Euro und 20 Euro Münzen, es gibt verschiedenste Größen, aber was wäre so dein Favorit als Anleger in Bezug auf eine Krise, wenn jemand sagt: „Ich möchte mich absichern. Ich möchte den einen oder anderen Euro nicht in amerikanische Goldmünzen investieren, ich bin ihr deutscher Patriot, ich möchte deutsche Münzen. Was würdest du empfehlen?
Sebastian Wieschowski: Ganz klar die 100 Euro Goldmünzen, einfach weil es diese Stückelung am längsten gibt. Sie wurden im Jahr 2002 das erste Mal geprägt. Vorher war noch völlig undenkbar, dass Deutschland Goldmünzen rausbringen würde. Und heutzutage sind diese 100 Euro Goldmünzen für mich eine deutsche Bullionmünze. Natürlich haben sie diesen Status nicht offiziell, aber die Bundesregierung will weiterhin keine deutschen Anlagemünzen ausgeben und diese Münze ist halt dadurch, dass sie eine halbe Unze Gold enthält und nah am Goldpreis verkauft wird und dann noch in einer netten Schatulle verkauft wird mit dem Echtheitszertifikat mit einem geringen Aufschlag auf den Goldpreis, sind diese Münzen aus meiner Sicht interessant, gerade auch für Einsteiger sowohl für Sammler als auch für Anleger. Da kann man recht wenig mit falsch machen.
Dominik Kettner: Nur zwei Ergänzungen für diejenigen, die noch nicht lange dabei sind: „Bullion“ ist der Begriff für Anlagemünzen. Diese Münzen sind auch aus meiner Sicht die letzte Möglichkeit, im deutschsprachigen Raum in eine Münze mit deutscher Herkunft zu investieren. Die Münzen werden in verschiedenen Prägestätten hergestellt und mit einem von fünf Buchstaben A, D, F, G und J geprägt. A steht für Berlin, D für München, F für Stuttgart, G für Karlsruhe und J für München, so steht jeder Buchstabe für seine entsprechende Herkunftsstadt. Am beliebtesten sind die Berliner Münzen, Münzen mit dem Münzzeichen A wird im Regelfall immer etwas teurer gehandelt.
Und so gab es vom Jahr 2002 bis jetzt ins Jahr 2019 verschiedenste Halbe-Unzen-Goldmünzen mit einem Nominal von 100 Euro Goldmünzen und diese Münzen werden sehr häufig auch sehr nah am Goldpreis gehandelt. Deswegen sich die auch als klassische Anlagemünzen. Wir haben viele Kunden, die kaufen diese Münzen im Komplettset mitallen fünf Buchstaben.
Jetzt tränt natürlich ein Auge nicht nur bei Sammlern, sondern auch beim Händler, denn die Serie geht zu Ende, aber es gibt spannende Neuigkeiten für Sie. Es gibt einen Nachfolger und der Herr Wieschowski hat auch schon sein Näschen in den News-Streams gehabt und vielleicht ein bisschen erzählen, was als Nachfolger kommt. Zuvor waren es ja die Münzen zum Weltkulturerbe, die in Deutschland behandelt wurden. Was haben wir jetzt als Thema?
Sebastian Wieschowski: Ab 2020 kommt eine Miniserie mit drei Ausgaben zum Thema „Säulen der Demokratie“ und den Themen Einigkeit, Recht und Freiheit, also da werden die die Grundsäulen unserer Verfassung in Gold geprägt. Die Rahmenbedingungen haben sich nicht geändert. Also ist es weiter eine halbe Unze Feingold. Der Preis wird am Anfang des Jahres von der Bundesregierung festgelegt. Die Auflagen sind auch ungefähr gleich geblieben, aber das Motiv ist neu und ganz spannend finde ich jetzt auch diese Miniserie, sodass man recht schnell die Serie komplettieren kann. Aber zum einen ein neues Thema, aber ansonsten Kontinuität bei Gold. Es bleibt bei der halben Unze Feingold.
Dominik Kettner: Die Serie weist eine große Vielfalt auf und die meisten Motive sind immer gut verfügbar. Es gibt etwa 150.000 bis 170.000 Münzen pro Motiv mit den verschiedensten Prägebuchstaben. Erfahrungsgemäß wird auch viel bei den Banken und Händlern wieder zurück verkauft, wenn sich wieder jemand ein bisschen was leisten möchte und das Gold dafür verkauft. In Bezug auf Crash und den Krisenfall ist natürlich fraglich, ob die Säulen der Demokratie dem Ganzen dauerhaft standhalten. Aber soweit möchte man sich nicht aus dem Fenster lehnen. Wichtig ist, sein Vermögen mit Gold abzusichern. Und das ist hier der doppelte Boden, die Absicherung mindestens auf den Materialwert und daneben ein Sammlerwert.
Hier können Sie die deutschen 100 Euro Goldmünzen kaufen
- 2002: „100 € Einführung des Euro“
- 2003: UNESCO „Quedlinburg“
- 2004: UNESCO „Stadt Bamberg“
- 2005: „FIFA WM Deutschland 2006“
- 2006: UNESCO „Klassisches Weimar“
- 2007: UNESCO „Hansestadt Lübeck“
- 2008: UNESCO „Altstadt Goslar“
- 2009: UNESCO „Liebfrauenkirche Trier“
- 2010: UNESCO „Würzburger Residenz“
- 2011: UNESCO „Wartburg“
- 2012: UNESCO „Aachener Dom“
- 2013: UNESCO „Gartenreich Dessau-Wörlitz“
- 2014: UNESCO „Kloster Lorsch“
- 2015: UNESCO „Oberes Mittelrheintal“
- 2016: UNESCO „Altstadt Regensburg mit Stadtamhof“
- 2017: UNESCO „Luther Gedenkstätten“
- 2018: UNESCO „Schlösser Augustusburg/ Falkenlust“
- 2019: UNESCO „Dom zu Speyer“